Norwegen, ein Land voll wunderschöner Natur

Über zwei Wochen haben wir Norwegen schon erkundet und mittlerweile stehen wir in den Bergen kurz vor dem bekannten Kjerak-Felsen. Von der Ostseite sind wir am Meer entlang, über die komplette Südküste, bis hierhergefahren. Unser Simba hat jeden noch so engen und steilen Weg bisher mit Bravour gemeistert. Wir sind fasziniert von der Schönheit des Landes. Entlang der Küste ist das Meer stehts unterschiedlich. Von steilen Felshängen, über lange Buchten voll Steine bis hin zu Sandstränden sieht man alles. Und direkt hinter dem Meer dann die Berge. Mal kleine, sanfte Hügel, mal steile Felswände, immer unterschiedlich und immer beeindruckend. Heute gings für uns weg vom Meer und etwas mehr landeinwärts. Rund 170 km lagen vor uns. Schon zu Beginn der Fahrt änderte sich die Landschaft mal wieder. Die steinigen Hänge wurden grün und überall sah man kleine Höfe. Auf den saftigen Wiesen grasten friedlich die Kühe. Dann ging es immer weiter hinauf und aus den Wiesen wurden felsige Hügel. Dahinter wurde es bergiger. Schon von der Straße aus konnten wir unzählige Wasserfälle sehen die in einen Fluss mündeten der unseren Weg ein Stück begleitete. Kurz das Fenster runtergekurbelt für ein Bild und sofort spürten wir die kalte Luft, deutlich kühler als im Tal. Aber wie hoch waren wir eigentlich. Nicht mal 500 Meter über dem Meer, immer noch tiefer als wir in Deutschland gewohnt haben. Dabei kamen wir uns vor als wären wir mindestes schon 2.000 Meter oben. Nach einigen Kurven erreichten wir ein Plateau mit kristallblauen Seen und hellgrünen Wiesen. Verstreut dazwischen überall die für Norwegen typischen, dunkelbraunen Holzhäuser mit den begrünten Dächern. Würden nicht die Fenster reflektieren, würden sie komplett mit der Natur verschmelzen. Und dann waren da plötzlich überall Schafe. Direkt neben der Straße weideten die Tiere friedlich oder sprangen vergnügt noch kurz auf die andere Seite. Die Straße schlängelte sich jetzt an den Bergen entlang. Sie wurde so schmal, dass zwei Autos kaum aneinander vorbeikamen. Mit Simba hatten wir keine Chance, wenn uns jemand entgegenkam. Dafür gab es jedoch alle paar hundert Meter Ausweichbuchten. Also alles kein Problem, solange man vorsichtig, langsam und vorausschauend fuhr.

Hier oben war es sehr steinig und dazwischen immer wieder grün. Auch die Steine selbst waren teilweise ganz hellgrün mit dünnen Flechten bewachsen. Nach wie vor waren auch überall kleine Wasserfälle, Bäche oder Seen. Auf den höheren Felsen lag teilweise sogar noch etwas Schnee. Auch mit dem Wetter hatten wir Glück und die Sonne begleitete uns auf unserem kompletten Weg. Also wirklich eine wunderschöne Natur. Je näher wir unserem Ziel kamen, umso mehr Wohnmobile und Zelte sahen wir. Jeder freie Platz war nun belegt mit Campern. Am nächsten Berg fanden wir auch noch einen Platz und stellten uns hin. Kurze Zeit später waren wir nicht mehr allein. Zwei Busse, zwei Zelte und ein Camper stellten sich dazu. Wir haben uns dann nur noch kurz rausgesetzt (bei fünf Grad Außentemperatur ists im Simba dann doch gemütlicher). Dabei konnten wir dem Treiben der anderen zu sehen. Viele haben keine Toilette an Board und hier in der Natur gibt es natürlich nichts. Doch was macht da der Camper? Einfach mit der Rolle Klopapier losziehen, die Notdurft hinter einem Stein verrichten, und alles liegen lassen. Reicht es denn nicht, dass wir diese wunderschöne Natur allein durch unsere Anwesenheit stören, müssen wir auch noch unsere Häufchen überall hinterlassen? Wir waren schockiert und in dem Moment fanden wir unsere Spezies nur noch abstoßend. Es war schon fast ein Massentourismus der sich hier, mitten im Nirgendwo abspielte.

Uns war klar, am nächsten Morgen müssen wir früh starten, wenn wir nicht mit tausenden anderen den Berg erklimmen wollen. Also Wecker auf halb sechs gestellt, noch kurz einen Kaffee getrunken, Wanderschuhe geschnürt und los gings. Wir sind direkt von unserem Übernachtungspatz gestartet, so hatten wir zwar rund zwei Kilometer mehr Weg, konnten uns dafür die 30 Euro Parkplatzgebühr !!! sparen. Laut Internet gibt es sogar eine Abkürzung. Dafür bin ich immer zu haben, denn oft sind das die interessanten Wege. Oft stellt sich die vermeintliche Abkürzung am Ende zwar als Sackgasse dar, weshalb Micha bei dem Wort immer die Augen verdreht, meist nach kurzer Diskussion dennoch mitkommt. Diesmal war die Abkürzung tatsächlich eine, jedoch ein Weg der es in sich hatte. Entlang der, von der Nacht noch feuchten, Felswand mussten wir uns hangeln und den „Weg“ irgendwie finden. Ab und zu standen wir vor einer extrem steilen Felswand ohne Chance sich festzuhalten. Also nochmal zurück und eine andere Möglichkeit suchen. Letztendlich haben wir es geschafft, waren aber vermutlich nicht schneller. Aber interessant wars 😊. Der Weg zum „Kjerak Bolten“ war anspruchsvoll, jedoch nicht allzu schwer. Die Landschaft erinnerte immer wieder an eine Mondlandschaft und bald konnte man unten den Fjord erkennen. Das Wetter meinte es gut mit uns und die Sonne schien ohne eine einzige Wolke am Himmel. Oben angekommen waren nicht mehr als zwanzig Leute dort, das frühe Aufstehen hat sich bezahlt gemacht. Auch das obligatorische Bild auf dem Felsen war kein Problem und wir konnten sogar mehrmals nacheinander zum Fotoshooting. Als ich an der Reihe war hatte ich zwar Angst, wollte mir die Chance jedoch nicht entgehen lassen. Also vorher nicht die rund 1.000 Meter in die Tiefe schauen, Blick nur gerade aus und zum Ziel. Kurzes zögern und zack, kniete ich auf dem Felsen. Kurz posen fürs Bild und schnell zurück – geschafft. Anschließend haben wir noch an verschiedenen Punkten Bilder gemacht, die Aussicht genossen und sogar noch zwei Basejumper konnten wir bei ihrem Sprung in die Tiefe beobachten. Nach gut zwei Stunden ständig an der Klippe hatte ich dann genug. Irgendwie kam mit der Zeit dann doch die Angst und ich wollte um mich herum wieder festen Boden haben, egal wo hin man schaut.

Dank der Wanderapp Komot haben wir eine Alternative Route bergab gefunden auf der wir tatsächlich den kompletten Weg alleine waren. Wunderschönes Bergpanorama, kleine Wasserfälle und ein klarer Bergsee sonst nichts. Den letzten Teil unseres Weges mussten wir dann wieder auf dem offiziellen Pfad gehen. Nun war es bereits Mittag und die Menschenmassen strömten den Berg hinauf. Ein eigenes Tempo war nicht mehr möglich. Wie gut, dass wir bereits alles gesehen haben, mit diesen vielen Menschen im Pulk hätte ich keinen Spaß an der Landschaft, am Berg oder gar am Fjord gehabt. Auch im Zurück entschieden wir uns wieder für die Abkürzung, damit wir den vielen Leuten ausweichen konnten. Die letzten Meter zu unserem Simba zogen sich dann in die Länge. Einen Kilometer steil bergauf an der Straße entlang war kein Spaß mehr nach grob 15 km anspruchsvollem Wandern. Aber natürlich haben wir auch das geschafft.

Nächstes Ziel unsere Reise war Voss. Denn dort gab es endlich wieder einen Fallschirmplatz und Micha konnte seinem Hobby nachgehen. Auf dem Weg dorthin kamen wir noch an verschiedenen Wasserfällen und wunderschönen Plätzen vorbei. Voss selber war wenig spektakulär. Als Micha dann fertig war mit seinen Sprüngen wollten wir eigentlich weiter Richtung Bergen. Doch irgendwie hatten wir beide genug von dem Land. Die Landschaft ist atemberaubend schön, doch das wars dann auch schon. Überall trifft man andere Camper die teilweise total rücksichtslos sind, alles ist so teuer, dass man nie Essen geht oder sich sonst etwas leistet, schon der Supermarktbesuch ist hart, einfach mal einen Kaffee trinken zu gehen ist außerhalb der Städte schwierig da es nichts gibt und dann ist da ja noch dieses kalte, nasse Wetter… Alles in allem einfach nichts für uns. Also haben wir kurzer Hand beschlossen, wir fahren nicht mehr nach Bergen, sondern quer durchs Land bis Schweden, von dort mit der Fähre nach Finnland und dann ins Baltikum. Auch auf unserem Rückweg war die Landschaft herrlich, doch das allein konnte uns nicht zum Bleiben animieren.

Direkt nach der Grenze in Schweden haben wir einen kurzen Stopp eingelegt, da meint Micha: „Wollen wir eigentlich noch nach Finnland? Da uns ganz Skandinavien nicht so sehr gefällt, denkst du Finnland wäre da etwas anderes?“ Vermutlich nicht, wie ist also die Alternative? Direkt mit dem Schiff von Schweden nach Estland. Plan gefasst und kurz im Internet geschaut. Ja, es gibt eine Fähre in vier Tage von Kappelskär (etwas über Stockholm) nach Paldiski (Nord-West Estland) für 350 Euro. Und zack, war die Fahre gebucht und alle Pläne innerhalb kurzer Zeit geändert. So muss Reisen sein, jederzeit flexibel auf die momentanen Bedürfnisse angepasst. Und während ich hier die letzten Zeilen schreibe, sind wir bereits seit fünf Wochen in Estland. Ob es uns dort besser gefällt? Dazu bald wieder ein neuer Post.

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