Über zehn Wochen ist es bereits her, dass wir in Patras Griechischen Boden unter den Rädern hatten. Doch bald ist es soweit und wir können statt mit Kalimera, mit Merhaba grüßen. Während unserer Probefahrt in den Norden haben wir im Schnitt gerade mal drei Wochen in einem Land verbracht. Daher fühlt es sich für uns nun schon nach einer halben Ewigkeit an und es wird Zeit die Grenze der Türkei zu passieren um wieder neue Eindrücke zu sammeln. Warum waren wir so lange in Griechenland? Einerseits natürlich, weil es wunderschön hier ist, anderseits weil uns Freunde besucht haben und wir deshalb etwas umplanen mussten und dann natürlich auch weil wir erst in unseren neuen Reise-Arbeits-Alltag finden mussten. Es ist eben doch etwas anderes ob man nur reisen kann oder nebenher noch Vollzeit arbeitet. Was wir arbeiten, kannst du hier nachlesen: klick.
Angekommen sind wir Mitte Januar in Patras. Auf der schönen Insel Peloponnes. Hier haben wir auch die meiste Zeit verbracht. Einmal komplett um alle Finger der Insel sind wir gefahren und haben gefühlt trotzdem so viel noch nicht gesehen. Vielleicht kommen wir ja eines Tages wieder, wer weiß. Über den Kanal von Korinth ging es dann wieder aufs Festland. Eine Woche Athen und nun zügig Richtung Türkei. Natürlich nicht, ohne den beeindruckenden Klöstern von Meteora einen Besuch abzustatten. Doch das liegt, während ich diesen Bericht schreibe, noch vor uns. Deshalb nun nochmal zurück zu den Peloponnes. Wir haben diese Region wirklich sehr genossen.
Das leckere und authentische Essen, die freundlichen Menschen, die beeindruckende Natur vor allem auch die Strände mit dem so glasklar, türkis schillerndem Meer. Manchmal konnte man es kaum glauben, dass diese Farbe in Wirklichkeit existiert. Auch die Bergregionen waren äußerst sehenswert und wir waren jedes Mal aufs Neue von den kleinen, schnuckligen Dörfern angetan. Manchmal kosteten sie uns auch ganz schön Nerven wenn es mal wieder um Millimeter Arbeit ging uns durch Straßen, Hauswänden und unter tiefen Balkonen hindurch zu manövrieren. Micha meistere es jedoch immer ganz souverän, nur ich konnte teilweise gar nicht hinschauen. Auch die zahlreichen Antiken Stätten waren immer wieder interessant und beeindruckend, wenn man sich vorstellte, wie lange diese schon existieren. Oder wie perfekt die Bauwerke, wie zum Beispiel das Amphitheater von Epidauros, schon damals gestaltet wurden und noch heute Zeugen von dieser hohen Kunst der damaligen Griechen sind.
Auf ganz Peloponnes haben wir auch keine einzige Hotelanlage gesehen. Es gibt natürliche kleinere Pensionen, jedoch noch keinen Massentourismus. Und auch wenn die griechische Insel ein beliebtes Winterziel bei Vanlifern ist, ist es dennoch nicht überlaufen und man findet auch mit Leichtigkeit noch Plätze an denen man ganz alleine ist. Plätze an denen man tagsüber nur das Zwitschern der Vögel und nachts das Heulen der Schakale hört. In dieser Zeit wurde uns auch klar, wie sehr wir genau diese Ruhe genießen und auch für uns brauchen. Natürlich genießen wir es auch hier und da sich mal mit anderen Reisenden auszutauschen oder abends gemütlich bei Bier und Lagerfeuer zusammenzusitzen. Und genauso genießen wir es auch ab und zu in einem Städtchen zu sein, von den richtig großen Städten haben wir mittlerweile schnell genug. Doch die meiste Zeit suchen wir tatsächlich Plätze an denen wir für uns sind und die Ruhe und die Natur genießen können. Und von diesen Plätzen gibt es hier zum Glück genügend.
Doch wie immer hat natürlich alles zwei Seiten. So natürlich auch Griechenland. Bei all den wunderschönen Tagen, stillen Nächten und herrlichen Erlebnissen haben wir auch nicht ganz so schöne Dinge erlebt. Was hier ziemlich traurig ist und wir so von Deutschland (noch) nicht kennen ist der Müll. Vermutlich wird es auch noch mehr, je weiter wir in den Osten kommen, doch auch hier fällt es schon sehr auf. Vielleicht ist es eine tägliche Mahnung an sich selbst, möglichst wenig Müll zu produzieren, vielleicht lässt es einen aber auch abstumpfen, ich weiß es nicht. Dann hatten wir direkt zu Beginn der Reise hier unsere Größe unterschätzt und ein großes Loch im Dach, natürlich an einem Gewittertag… Die ganze Geschichte gibt’s hier: klick.
Und erst vor kurzem hatten wir noch eine unschöne Begegnung mit der Polizei: Frei stehen, campen ist, wie in den meisten Europäischen Ländern, nicht erlaubt. Jedoch sieht das in der Nebensaison niemand so eng und solange man nur parkt und im Auto schläft kann eigentlich auch niemand etwas dagegen haben. In Athen haben wir uns einen Platz außerhalb der Stadt gesucht um dort zu übernachten und dem Lärm zu entgehen. Früh morgens hämmert es plötzlich an unseren Simba und eine Frau schreit in wenigen Brocken auf Englisch, dass es nicht erlaubt wäre hier zu campen. Worauf wir ihr freundlich versucht haben klar zu machen, dass wir nicht campen, lediglich parken. Sie war aber so in Rage und auf ihr Recht fokussiert, dass sie die Polizei rief. Wir machten uns keine Sorgen, da wir uns keiner Schuld bewusst waren. Kurze Zeit später war dann auch schon ein Streifenwagen mit zwei Polizisten da. Einer der Männer meinte nur wir sollen schnell verschwinden, der zweite jedoch war besonders übereifrig, kassierte unsere Papiere und meinte wir sollen im nachfahren auf die nächste Polizeistation. Eine Diskussion war sinnlos, da auch die Beamten kaum der englischen Sprache mächtig waren und unser Griechisch, außer wichtigen Worten wir Yamas, doch recht spärlich ist. Also blieb uns nichts anderes übrig als zu gehorchen. Auf der Wache angekommen wollte man sämtliche Papiere wie Führerschein und Fahrzeugschein von uns. Dann wurden noch zwei weitere Männer aus der Nachbarschaft herangezogen die übersetzten sollten, denen ihr Wortschatz jedoch auch für keine ernsthafte Diskussion reichte. Und im Allgemeinen war den Polizisten eh egal was wir sagten. Für sie hatten wir dort gecampt und basta. Auf die Frage hin, was man den tun sollte, wenn man nicht mal parken darf kam dann als Antwort: da unser Gefährt so groß ist und offensichtlich zum darin leben gebaut wurde, bräuchten wir eine spezielle Lizenz von einem Ranger. Kann man sich auch so einen Schwachsinn ausdenken? Um nicht im Gefängnis zu landen, damit wurde nämlich wegen unserer Diskussionen bereits gedroht, mussten wir einen 300 Euro hohen Strafzettel unterschreiben und haben diesen mitbekommen. Bisher ist nichts weiter passiert, jedoch sind wir auch noch nicht über die Grenze gefahren.
Diese Geschichte war jedoch das Einzige mal, dass wir Probleme an unserem Übernachtungsplatz hatten. Selbst wenn wir mal Tisch und Stühle draußen hatten und die Polizei vorbeifuhr, war die einzige Reaktion der Beamten ein freundliches Grüßen. Da hatten wir wohl einfach Pech an die falschen zu geraten. Bisher haben wir die Griechen nämlich eher so wahrgenommen, dass sie alles nicht so eng sehen. Denn die meisten Begegnung waren immer sehr, sehr herzlich.
Vor Kurzem zum Beispiel saßen wir am Abend noch am Lagerfeuer als ein griechischer Bauer vorbeikam, anhielt und uns fragte: mögt ihr Milch? Etwas verdattert und nichts ahnend bejahten wir seine Frage. Wir sollen mit Plastik kommen, machte er uns in einem schlechten englisch klar. Ich griff zur nächsten 1,5 Liter PET Flasche und lief auf sein Auto zu. Er öffnete den Kofferraum und darin standen drei Fässer voll frisch gemolkener Kuhmilch. Einfach eintunken und die Flasche füllen, deutete er mir an. Als ich bei der Hälfte stoppe, bekam ich sofort ein energisches: No! Full! Also hob ich die Flasche so lange bis sie Randvoll war. Mit wenigen und sehr freundlichen Worten verabschiedete er sich und fuhr in seinem klapprigen, sehr alten Auto davon. So richtig konnten wir es noch gar nicht begreifen was da gerade passiert ist, freuten uns tierisch über so frische Milch und waren mal wieder von der Herzlichkeit der Griechen begeistert. Und Geschichten wie diese, zwar nicht unbedingt mit der Hand im Milchfass, aber über die Freundlichkeit der Menschen, haben wir hier in Griechenland einige gesammelt.
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