Die Kurische Nehrung

Vor der Reise nach Litauen habe ich selbst noch nie etwas von der kurischen Nehrung gehört, muss ich gestehen. Nach einer kurzen Recherche über Litauen tauchte dieser Name dann sehr schnell auf. Eine 98 km lange Halbinsel, von der 52 km zu Litauen gehören und 46 km zu Russland. Die breiteste Stelle (noch auf Litauischem Boden) misst gerade mal 3,8 km. Von Litauen aus erreicht man die Halbinsel jedoch nur per Fähre, nur auf der russischen Seite ist sie mit dem Festland verbunden. Und da ein Visum für Russland kostspieliger und aufwändiger wäre, haben wir uns dann doch für die Fähre entschieden. Die 700 Meter übers Wasser sind schnell bewältigt, für uns, vor allem wegen unseres großen Gefährts, jedoch nicht ganz günstig. 36 Euro hat die Fahrt gekostet, die Rückfahrt ist im Preis inbegriffen, zum Glück.

Auf der Insel angekommen wollten wir uns direkt ein schönes Plätzchen in der Natur suchen. Doch halt, nicht so schnell, erst nochmal 20 Euro für den Nationalpark Kurische Nehrung bezahlen, bevor wir dann endlich wirklich „rein“ dürfen. Insgesamt dann doch ganz schön viel Geld, fast 60 Euro nur um dort zu sein. Die Stellplatzsuche war dann natürlich auch nicht so einfach wie wir uns das vorgestellt hatten. Natürlich waren fast alle Waldwege gesperrt, fast. Dazwischen gab es doch auch einen offenen Weg. Die ersten paar hundert wars zwar etwas sandig, aber noch gut zu befahren. Dann kam die Steigung und der Sand wurde weicher und tiefer. Endlich die erste, richtige Offroad Erfahrung für uns und Simba. Während ich mich einfach nur festhielt um nicht umzukippen, hatte Micha einen Heidenspaß. Fahrer und Fahrzeug haben gezeigt was in ihnen steckt und uns sicher bis an die Kuppe hochgebracht. Oben angekommen dann die ernüchternde Erkenntnis, dieser Weg führt hier nicht weiter. Also alles wieder zurück. Enttäuscht waren wir dennoch nicht, schließlich hatten wir ja den Fahrspaß – einer von uns auf jeden Fall.

Alle weiteren Waldwege waren dann wieder gesperrt. Vermutlich war es dieser nur aus dem Grund nicht, weil eh niemand mit „normalem“ Fahrzeug hochkommt. Direkt hinter einer Düne, neben der Straße (auf der eh kaum Autos fuhren) fanden wir ein schönes Plätzchen für uns. Einmal die Düne rauf, keine 20 Meter, und schon war das wilde, tosende Meer zu sehen. So weit man sehen konnte gab es in beide Richtungen einfach nur wunderschöne, weiße Sandstrände. Leider war es für einen Strandspaziergang zu windig, denn der Wind war so stark, dass er einem den Sand wie kleine Nadeln ins Gesicht blies. Auf der Düne oben konnte man jedoch das Meer und die tosenden Wellen hervorragend beobachten.

Statt des Strandspaziergangs gab es dann einen Waldspaziergang. Hier war der Wind erträglich. Der Wald hier ist auch etwas ganz Besonderes. Viele schmale Kiefern die schnurgerade in den Himmel wachsen und dazwischen wieder ganz breite, dicke mit komplett verworrenen Ästen. Oder mache die bereits vom Stamm aus in Bögen nach oben wachen. Dazu dann noch der starke Wind und man hat das Gefühl in einem tanzenden Wald zu stehen. Richtig schön.

Der Sonnenuntergang war dann der krönende Abschluss des Tages. Und nicht nur an diesem Abend war es eine Freude für die Seele die Sonne zu beobachten wie sie im Meer verschwindet, sondern an jedem weiteren Abend dort auch. Immer anders, immer wunderschön.

Am nächsten Tag ging es dann in den „Hexenwald“. Ein wunderschöner Weg der durch die verwunschenen Fichten und Tannen führt und dann plötzlich zum Freilichtmuseum wird. Hier stehen über 70 geschnitzte Kunstwerke. Und nicht nur Hexen und Teufel können bestaunt werden, auch Feen, Fischer, Drachen, Ritter, Vögel und noch einiges mehr. Ein interessanter Pfad, den man auf jeden Fall gesehen haben muss, wenn man auf der Kurischen Nehrung ist. Wir haben noch zwei, drei weitere Wanderungen durch die schönen Wälder gemacht und waren von der Schönheit der Natur jedes Mal fasziniert. Auf unseren Touren sind wir außer wenigen Pilzsammlern niemand begegnet und konnten die Wälder ganz für uns genießen.

Am letzten Tag haben wir dann auch die restlichen, machbaren Kilometer auf der Halbinsel zurückgelegt. Ganz nah an der Russischen Grenze kann man bereits die erste, kleinere Düne bestaunen und etwas zur Geschichte dieser Regionen lernen. Früher war die komplette Region mit Bäumen bewachsen, irgendwann fingen die Menschen an, diese Bäume alle zu fällen, was zur Folge hatte, dass immer höhere Wanderdünen entstanden. Diese haben dann immer wieder Ortschaften unter sich begruben. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gelang es die Dünen durch Bepflanzungen zu stabilisieren.

Von dort aus ging es dann ja nicht mehr weiter und wir fuhren wieder zurück. Natürlich nicht ohne einen Stopp an der größten Düne Europas einzulegen. Am Parkplatz angekommen wurden wir direkt von einer netten Dame begrüßt, die schon wieder Geld von uns wollte. Diesmal nur fünf Euro pro Person. Bei den Anfahrtskosten hätte ja wenigsten die Dünenbesichtigung dabei sein können, aber nein. Doch auch dieses Geld hat sich mehr als gelohnt. Der Weg führt erst an kleineren, bewachsenen Dünen vorbei, bevor man dann mitten auf der riesigen, weißen Düne steht. Die letzten hundert Meter bis zum Aussichtspunkt muss man sich regelrecht durch den Sand kämpfen. Bei uns ging ein richtig starker Wind, was dort teilweise einem kleinen Sandsturm nahe kam und fast schon Wüstenfeeling ausgelöst hat.

Also alles in allem kann man sagen, es ist zwar kein günstiger Ausflug auf die Kurische Nehrung, aber definitiv ein lohnenswerter den man nicht verpassen sollte.

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Kurische Nehrung

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