Der Simba-Umbau - 2022 März bis Mai

Nachdem unsere Küche inklusive Waschbecken, Wasserhahn und Kochfeld stand, haben wir uns an die Gas-Thematik herangewagt. Ein eigener Gaskasten wurde aus Holz und viel Silikon selbst realisiert. Das Rohrleitungssystem vom Tank zum Herd hat Micha selbst am Schraubstock gebogen und anschließend verlegt. Am Ende hat nach 2 Stunden bei der Erstabnahme und dem Nachziehen von ein paar Schneidringverbindungen dann alles geklappt und wir haben auch unseren Stempel bekommen. Im Anschluss ging es ans Wassersystem, sodass die Küche vollends verkabelt und verschlaucht war. Wir haben einen Wassertank mit 200 Litern und einen kleineren Brauchwassertank mit 75 Litern (beides über www.tanksdirekt.de). Auch eine Druckwasserpumpe und ein Druckausgleichsbehälter haben wir installiert Unsere Abwasser wird durch ein steckbares Rohrsystem von RK Reich geführt, was wir heute so nicht noch mal machen würden. Das System ist ok, wenn man alles aus einem Guss aufbaut, aber die Abläufe sind jetzt kein Augenschmauß und mit anderen aus dem Haushaltsbereich mussten wir einen auf MacGiver machen, bis alles miteinander verbunden war. Nichtsdestotrotz, die Küche war mal aufgebaut und technisch soweit fertig. Schubladen und Fronten folgten etwas später.

Es sollte mal etwas Licht ins Dunkle gelangen, auch ohne Baustellenstrahler - wir widmeten uns den Lampen. Bereits bei der Verkleidung der Decke hatten wir in einer kleinen Installationsebene einige Kabel dafür verlegt. Und obwohl wir uns alles markiert hatten, hatten wir so unsere Probleme wieder an die Kabel heranzukommen. Aus Draht haben wir uns eine Angel gebaut, doch erst mal lange im Dunkeln gefischt. Viel Geduld, gutes Zureden und viele Versuche später, waren dann alle Kabel am richtigen Platz und bereit angeschlossen zu werden. Unsere Lampen haben wir bei LED-Powershop gekauft. Sechs Spots im Raum verteilt, drei im Bad und eine zusätzliche LED-Leiste über der Küchenzeile. Die Spots sind alle stufenlos dimmbar, jedoch haben wir noch bis heute keinen guten Dimmer gefunden, der nicht nur per Fernbedienung steuerbar ist und der nicht pfeift. Heutzutage ist ja alles irgendwie kabellos, aber in einem Wohnmobil bei 10m² Wohnfläche? Fernbedienungen sucht man bloß, ein guter alter Taster an einem festen Ort hat dann doch noch seine Vorzüge. Momentan gibt es bei uns ganz hell oder ganz gedimmt, dann geht’s - wir bleiben dran! In allen anderen Stufen ist immer ein heller, wirklich nerviger Pfeifton mit dabei.

Über unsere Einstiegsleiter haben wir uns auch viele Gedanken gemacht. Da wir unser Fahrzeug nicht höherlegen wollten, fehlt uns der Platz zwischen Dieseltank und Wohnkoffer, um eine Leiter fest zum ausziehen zu verbauen. Uns war wichtig, dass die Tritte möglichst breit sind und die Leiter stabil ist. Sowohl für uns, um auch mit vollen Händen gut rein und raus gehen zu können, aber natürlich auch für Jackson, damit er selbst rein und raus gelangt. Entschieden haben wir uns dann für die Little Giant. Kaum stand die Leiter da, war auch Jackson schon im Simba, das brauchte kein Training. Auch für uns erleichterte es das ein und aussteigen unheimlich, da wir bisher eine einfache Haushaltsklappleiter mit Bügel seitlich zum Eingang gestellt hatten, und die auch nicht ganz die Einstiegshöhe erreichte.

Die Wände unseres Bades standen ja als allererstes in unserem Wohnraum, doch nun musste auch mal was im Inneren passieren. Wir haben uns wieder aus Item-Profilen und dem HPL-beschichteten, wasserabweisenden Holz, das wir auch schon für unsere Wände verwendet hatten, noch ein kleines Schränkchen gebaut. Auf dem sitzt nun unser Mini-Waschbecken. Bei der Armatur haben wir uns für eine ganz schlichte, einfache entschieden. Das soll später auch gleichzeitig unsere Dusche werden. Der Duschschlauch wird dafür nur an den Wasserhahn angeschlossen, in dem der reguläre Perlator mit Haltering gegen einen anderen ausgetauscht wird. Somit sparen wir uns eine weitere Mischarmatur. Auch hier musste natürlich das Abwasserrohr sowohl zum Waschbecken als auch zur Duschwanne richtig verlegt werden. Ach ja, die Duschwanne haben wir uns auf Maß aus Edelstahl anfertigen lassen. Auch wenn wir den Look von Edelstahl jetzt nicht so sehr im Innenraum begehren, so war es dann doch das Sinnigste im Hinblick auf Qualität und Langlebigkeit. Später mal, verdecken wir den Großteil davon durch eine Einlage. Alle unsere Stöße an den Wänden haben wir dann noch mit einem extra Sanitär-Silikon abgedichtet.

Bei unserer Toilette haben wir uns für eine Trocken-Trenn-Toilette entschieden. Den Bausatz dafür haben wir gekauft, den Rest wieder selbst realisiert. Waren im Grunde ja nur ein Loch zu schneiden und zwei passende Gefäße darunter zu positionieren...

Vielleicht mag sich alles sehr schön der Reihe nach anhören und oder lesen, als waren wir einfach nur brutal fleißig und effizient, bei dem was wir taten. In Wahrheit befanden wir uns zu dem Zeitpunkt langsam am Rande des Wahnsinns. Im Nachhinein, wenn man darauf zurücklickt, haben wir da ein ganzes Haus auf vier Rädern gebaut. Mit allen Themenbereichen wie Elektrik, Wasser, Abwasser, Gas, Möbelbau, Mechanik, hinzu kommt noch der Anspruch, dass alles immer in Bewegung sein wird, Vibrationen ausgesetzt ist, die KFZ-Technik und deren Normen, Richtlinien ganz zu schweigen... 90% davon war für uns absolutes Neuland. Und in jedes Gebiet mussten wir uns zur ganzen Arbeit parallel einarbeiten (es recherchieren, erfragen, uns einlesen). Das geschah am Abend oder in der Früh, bevor wir 8-10h gewerkelt haben und das täglich, auch sonntags! Es nahm gefühlt kein Ende und man hatte oft den Eindruck, wieder ist heute nichts passiert. All das hier zusammengefasst ist in zwei Monaten geschehen. Viele der beschriebenen Arbeitsabschnitte zogen sich über viele Wochen parallel wie Kaugummi, weil immer noch ein Teil fehlte oder doch etwas nicht passte und neu bestellt werden musste - doch wie sich das in Wirklichkeit abspielte, lässt sich einfach nicht in Worte fassen. Wir hatten jeden Tag gefühlt 100 Themen auf dem Schirm und hatten mehr zu koordinieren als wir zum Arbeiten kamen. Wir wollten einfach nur noch fertig werden und auf die lang ersehnte Reise gehen können. Das nagte an uns und nahm uns oft die Freude am Arbeiten. Deshalb haben wir uns zu diesem Zeitpunkt dann ein konkretes Ziel gesetzt: Am 14.Mai 2022 treffen wir uns mit Freunden in Amsterdam, Punkt! Bis dahin muss so viel wie möglich fertig werden und was nicht fertig ist, das muss entweder unterwegs fertiggestellt werden oder gibt es dann einfach nicht bei Simba!

Und da es nicht in Worte zu fassen ist, geht es weiter im Text! Das Thema Stauboxen war bis dahin noch offen und diese wegzulassen keine Option. Hätten wir diese gestrichen hätte der TÜV wieder andere seitliche Unterfahrschutz-Dinge von uns verlangt und den Stauraum kann man sowieso gut gebrauchen! Ähnlich wie bei den Fenstern oder Türen, gab es auch einige Ideen, diese selbst, bzw. mit einem befreundeten Metallbauer herzustellen. Da wir aber, wie gesagt, irgendwann endlich loskommen wollten und bei den steigenden Materialpreisen die Kosten nicht enorm viel geringer waren, haben wir unsere Boxen, ebenfalls nach Maß, bei Edelstahlhaus fertigen lassen. Der Preis war zwar im ersten Moment sehr hoch, das Ergebnis dafür umso besser. Auch die Lieferung war extrem schnell. In weniger als drei Wochen standen die Boxen bereits bei uns auf dem Hof. Edelstahl ist zwar "schön", doch wer uns kennt weiß, wir brauchen es etwas ausgefallener. Also haben wir alle vier Boxen in ihre Einzelteile zerlegt, grundiert und mindestens drei Mal orange gestrichen bis wir mit dem Ergebnis zufrieden waren. Anschließend wieder zusammen montiert, noch „kurz“ Halterungen angefertigt und die Boxen konnten montiert werden.

Somit hatte sich dann auch ein seitlicher Unterfahrschutz erledigt. Um den hinteren Unterfahrschutz kamen wir jedoch nicht umhin, auch ein Thema, dass sich über ein Jahr bei uns nebenher hinzog und immer wieder für Diskussionen sorgte. Auch selber bauen war hier nicht möglich, da der TÜV ein zertifiziertes, zugelassees Teil sehen wollte. Nach etlicher Recherchearbeit haben wir uns für einen von Ringfeder entschieden. Mit knapp über 1.000€ wieder sehr viel Geld für ein Teil, dass wir selber günstiger hätten herstellen können, aber dieses Mal einfach nicht durften.

Während sich Micha nun um viele kleinere Themen sowie mit unserem hinteren Gepäckträger befasst hat, hat sich Betty um ein gemütliches Zuhause gekümmert. Fronten zusägen, Boxen für die Schubfächer bauen und alles stilvoll bemalen. Außerdem hat Betty unser Bett inklusive unseren „Lattenrost“ (zwei große Bretter in die in regelmäßigen Abstände Löcher gebohrt wurden) fertig gemacht.

Wir befinden uns etwa bei Mitte April und da wir vor dem Treffen in Amsterdam auch noch Freunde in Basel, Gemmingen, Ibbenbüren sowie Michas Familie in Ahlersbach nochmal besuchen wollte, war ja unser geplanter Abreisetag der 08.Mai 2021. Also noch etwa drei Wochen blieben uns. Daher existieren von dieser Zeit auch nicht allzu viele Bilder bzw. von vielem einfach gar keine, dafür hatte uns schlicht die Nerven gefehlt. Micha hatte irgendwie neben allem noch die Tachoanpassung vorgenommen, die Durchstiegsklappe für den Wohnkoffer gebaut und eingebaut (bis dahin war einfach Folie vor dem Loch mit Klebeband), noch Profilzylinder in die Stauraumklappen und Eingangstüre eingebaut (wo zu dem Zeitpunkt nicht mal die Löcher dafür vorhanden waren), eine Rückfahrkamera eingebaut und angeschlossen, die Starterbatterien des Fahrzeugs in eine der Stauboxen umgezogen, fehlende Kabel in den Fahrzeugrahmen verlegt, die Standheizung zum Laufen gebracht und so weiter...

Ein Wunderwerk aus heutiger Sicht: den Heckgepäckträger hat Micha abends in CAD entworfen, immer wieder simuliert und die Stückliste erstellt. Die passende Seilwinde rausgesucht und all die anderen Einzelteile bestellt. Als das komplette Material zusammen war, kamen Dieter und Jörg extra aus Ahlersbach angereist, um uns beim Bau zu unterstützen. An einem Samstag haben die Männer den kompletten Heckgepäckträger geschweißt. Wenn dann doch Besuch da ist und man so unterstützt ist, dann nimmt man sich doch mal Zeit zum Grillen und für 1-2 Bier :-)

Zwei Tage später kam er noch zum Verzinken, damit er ewig hält. Als das Riesenteil etwa eine gute Woche vor Abreise zurückkam, musste natürlich auch das noch orange gestrichen werden! Wie sähe das denn aus, wenn alles farblich aufeinander abgestimmt gewesen wäre, aber dann ein silbernes, riesiges Anbauteil am Ende hervorsticht?! Unser Heckgepäckträger soll unser Ersatzrad und auch unsere Fahrräder tragen. Durch die elektrische Seilwinde lässt sich das Gestell bis zum Boden herunterfahren und somit können die Räder und auch das schwere Ersatzrad recht komfortabel heruntergenommen werden. Für die Räder haben wir diese Halter gekauft. Die Montage mit samt hinterem Unterfahrschutz fand dann mal am Abend statt bei romantischem Baustellenstrahlerlicht. Und den fahrbaren Schlitten verheiratete Micha irgendwann in der letzten Woche mal tagsüber alleine, während Betty noch unsere gesamte Wohnung ausräumte und aufräumte. Alles in Kartons packen, auf den Dachboden der Eltern verladen, viele unserer Möbel noch schnell mal eben verkauft, es war irre was alles in so kurzer Zeit geschah!

Und dann war es auch schon fast soweit und unser Aufbruchsdatum war gekommen. Die letzten Arbeiten, wie einen kompletten Ölwechsel, die Dielen der Dachterrasse, das Befestigen des Kühlschranks und die restlichen Wasser-/Abwasser Arbeiten haben wir dann alle in Rekordzeit erledigt. Ganz fertig geworden sind wir nicht, aber so, dass wir fahren konnten. Wie gesagt, was nicht fertig ist, muss später oder gar nicht mehr werden, denn wir würden fahren (und sind es auch)! Baumärkte gibt es schließlich überall auf der Welt. Wir hatten 11 Uhr und um 12 waren wir zum Abschiedsessen mit Bettys Familie verabredet. Eine Stunde zum Sortieren von diversen Baumaterial und Resten aus der Wohnung nach "brauchen wir nie wieder", "brauchen wir irgendwann wieder" und "muss mitgenommen werden" sowie einladen schafft man in einer Stunde! ;-)

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