Von Estland nach Lettland - ein kleiner Kulturschock

Fünf Wochen haben wir es in Estland ausgehalten, so lange wie bisher noch nirgendwo auf unsere Reise. Das kleine, baltische Land hat uns einfach fasziniert und eigentlich hätten wir auch noch eine Zeitlang dort verbringen können, wäre unser Entdeckergeist nicht ganz so groß. Bisher zeichnet es sich ab, dass es uns nach einer gewissen Zeit einfach weiterzieht, und das ist egal ob es sich um schöne Stellplätze, Gegenden oder Länder handelt. Ewig halten wir es am selben Platz nie aus. Also auf nach Lettland.

Wir waren schon gespannt was uns erwartet. Sind die baltischen Länder alle irgendwie gleich oder doch komplett unterschiedlich? Wir wussten es bis dahin nicht und wollten uns überraschen lassen. Wir überquerten die Grenze irgendwo in der Pampa. Das erste Problem, die Straße die aus Estland herausführte durften wir fahren, doch sobald die Straße auf Lettischem Boden war, war sie für LKWs verboten. In solchen Fällen erinnern wir uns immer, dass unser Fahrzeug laut Papiere ein Wohnmobil ist und hoffen das es gut gehen wird. Bisher hatten wir mit dieser Taktik noch keine Schwierigkeiten. Auch hier lief alles reibungslos und bald waren wir auf einer größeren Straße, die wir ohne Augen zu drücken, ganz offiziell wieder befahren durften.

Das Erste was wir in einem neuen Land machen, wir kümmern uns um unser Internet. Schließlich wollen wir euch mit neuen Bildern und Berichte versorgen, die wichtigsten Dinge über unser neues Reiseland erfahren und nebenher versuchen noch ein kleines bisschen Reisegeld zu verdienen. Vorab kurz recherchiert war klar, Sim-Karten gibt's auch hier im Supermarkt. Auch Supermärkte in einem neuen Land sind ja immer sehr spannend. Wie ist das Angebot, wie sind die Preise und was gibt es für besondere Dinge.

Was direkt auffällt, der Supermarkt wirkt ordentlicher, nobler als in Estland, die Preise variieren kaum, das Angebot ist sogar etwas vielfältiger als im Nachbarland. An der Kasse dann die Frage nach der Sim-Karte. Die Kassiererin spricht kein Englisch, Micha versucht es mit Russisch und da sprudelt es schon aus der Frau heraus. Das war zu schnell und zu undeutlich um etwas zu verstehen. Bitte nochmal in langsam. Doch statt alles verständlich zu erklären, wiederholt sich die Frau einfach nur nochmal, natürlich in gleichem Tempo. Wir beratschlagen uns, an der Kasse gibt es bereits eine Schlange und man gibt uns deutlich zu verstehen, dass wir uns entscheiden sollen. Wir packen die teuerste Karte, für drei Euro, ein und verlassen den Laden etwas verstört. Nach den fünf Wochen in Estland sind wir solche, schon fast Deutsche, Reaktionen nicht mehr gewohnt. In Estland hätte die Kassiererin alles nochmal langsam und deutlich erklärt, die Wartenden hätten mitgeholfen oder zumindest in aller Seelenruhe gewartet ohne zu drängen, niemand hätte uns zu einer schnellen Entscheidung gedrängt. Doch hier haben wir bereits unseren ersten, kleinen Kulturschock erlebt.

Mit der Sim-Karte haben wir dennoch alles richtig gemacht. Die drei Euro wurden uns nach dem Aktivieren als Guthaben draufgebucht und wir konnten dafür sieben Tage lang so viel surfen wie wir wollten.

Weiter gings zum nächsten Spot und damit zur nächsten Überraschung hier. Wir wollten zum Meer, an einer Stelle gibt es tolle, rote Sandsteinfelsen wie wir herausgefunden hatten. Dort könnten wir dann direkt übernachten, dachten wir. Der Weg dorthin war, sagen wir mal hart. Von der Hauptstraße führte ein circa sechs Kilometer langer Schotterweg, der seinem Namen alle Ehre machte (wir wurden quasi "durchgeschottert"), zum Meer. Wir hätten ja kein Problem mit unbefestigten Kieswegen, aber das hier war das nächste Level. Mit gerade mal 30 km/h bewegten wir uns langsam vorwärts. Dort angekommen sahen wir, dass es sich wohl um eine richtige Attraktion handeln musste. Es gab einen riesigen Parkplatz für den man eigentlich bezahlen musste, nur war um diese Jahreszeit - zum Glück - nichts mehr los, die Kasse somit unbesetzt und der Parkplatz leer. Doch dass wir hier nicht übernachten konnten war direkt klar. Denn außerhalb des Parkplatztes waren überall Verbotsschilder. Also kurz zu den Klippen, die echt schön waren und eine gute Entschädigung zu der Straße, Bilder machen und die Natur genießen und weiter nach einem Platz für die Nacht suchen.

Das hieß natürlich auch, wir mussten den kompletten Weg zurück. Schon zuvor auf unserer Route haben wir gesehen, dass man nirgendwo einfach so mal kurz zum Strand fahren kann und dort übernachten, also wieder ganz anders als in Estland. Dank der App Park4Night haben wir dann doch noch einen ganz schönen Parkplatz oberhalb des Meeres gefunden. Ein ausgewiesener Platz mit Grillstellen, Toiletten und Mülleimer. Da auch hier niemand war, war es ganz schön. Im Sommer, wenn zig andere sich den Platz teilen, wären wir wohl nicht geblieben.

Schon nach diesen ersten Stunden in Lettland war uns klar, wie verschieden diese zwei Länder im Baltikum doch sind. Wie schön, wenn man durch das Reisen all diese Dinge selbst erfährt und Vorstellungen von einem Land, einer Region ganz schnell widerlegt werden.

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Erster Eindruck Lettland

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