Abano Pass - Eine der gefährlichsten Straßen der Welt

Immer wieder haben wir überlegt ob es möglich ist den Abanopass mit unserem großen Fahrzeug zu fahren. Dank der guten Tipps von einem anderen Overlander haben wir uns dann entschieden diesen gefährlichen Pass zu fahren. Noch in Tiflis trafen wir auf Flo & Jana, denen beide die Idee vom Pass so gut gefiel, dass wir uns entschieden zusammen zu fahren. Zu wissen, dass man sich gegenseitig aus schwierigen Situationen helfen kann, ist bei einer solchen Strecke sehr beruhigend.

Als wir uns auf den Weg Richtung Pass gemacht hatten, war es bereits nach 15 Uhr. Wir dachten: jetzt fahren wir halt noch ein Stück, übernachten vor dem Pass und brechen morgen früh bald auf. Doch als wir die ersten Kilometer fuhren war uns schnell klar, wir sind bereits mitten auf der Passstraße. Umdrehen war jetzt unmöglich.

Die ersten Kilometer waren abenteuerlich. Links von uns Felsen, rechts der Abgrund. Und dann - rums - ein kleines Stück Fels links das zu weit raus stand (weiter rechts fahren wäre nicht gegangen, da dort ein Stück vom Weg abgebrochen war). Kurze Inspektion und schnell war klar: das nächste Loch ist im Koffer. Die Ecke war kaputt. Aber was sollten wir tun mitten auf einer Straße an der keine zwei Autos aneinander vorbei kommen?

Blieb vorerst nur eins, weiterfahren. Nach gut 10 km wurde die Straße breiter. Doch Übernachtungsmöglichkeiten waren weit und breit nicht zu sehen. Es wurde nebliger und fing bereits leicht an zu tröpfeln. Nicht so gut, mit offenem Dach. Langsam wurde es dann auch dunkel. Internetempfang war schon lange weg. Blieb nur die Hoffnung.

Wir haben es irgendwie gerade noch so vor der Dunkelheit auf die Spitze des Passes geschafft. Bei Nebel und Kälte auf 2860 Meter reparierte Micha noch schnell unser Dach notdürftig mit Gaffa. Und dann gab es erstmal Bier und Lagerfeuer. Was für ein erster Tag. Und da ahnten wir noch nicht, was uns noch alles erwarten würde.

Die halbe Nacht hatte es geregnet und auch der Morgen startete nass und trüb. Ich machte mir Sorgen: Würde unser Dach dicht bleiben und können wir trotz Nässe und ohne off-road Reifen weiter fahren??

Als wir los fuhren hatte es zwar aufgehört zu regnen, der dichte Nebel blieb jedoch. Entgegenkommende Fahrzeuge konnte man erst ganz spät erkennen was das Ausweichen auf der schmalen Strecke enorm erschwerte. Zum Glück war die Straße relativ steinig und wir hatten auch in den steilen Haarnadelkurven keine Probleme. Je tiefer wir kamen, umso heller wurde es und bald konnten wir die wunderschöne Berglandschaft in der Sonne genießen.

Den schwierigsten Teil der Strecke hatten wir geschafft doch auch nach dem Pass fand Flo immer wieder Wege die es in sich hatten. Warum die „normale“ Straße nehmen, wenn es einen Wanderweg mitten durch gibt oder eine steile Abkürzung über den Berg? Wir waren selbst immer wieder überrascht was für Wege unser Simba am Ende doch schafft.

Der Abend verlief dann wie immer seit wir mit Flo & Jana unterwegs sind: mit dem letzten Tageslicht erreichen wir einen Stellplatz, dann gibt’s Lagerfeuer, leckeres Essen und viel zu viel Wein und Bier.

Am nächsten Morgen entdecken wir, dass unsere geklebte Halterung in unserem Batteriekasten lose ist. Drei Bohrer und eine improvisierte Holzhalterung später sind wir wieder abfahrbereit. Genau in diesem Moment kommen einige Georgier auf unseren Platz und laden uns zu Chacha und Picknick ein, Widerspruch zwecklos. Selbst das Argument des Fahrens zählt nicht. Einige Trinksprüche später laden sie uns in ihr Dorf ein, zu einem großen Fest. Wir sollen ihnen ins nächste Dorf folgen, das direkt hinter dem nächsten Hügel liegt. Gut eine Stunde später stehen wir in Girevi, dem letzten Ort in Tushetien, von hier aus kommt man nur noch zu Fuß weiter. Keine 5 km über die Berge und man ist in Russland.

In Girevi werden wir herzlich begrüßt und uns wird gezeigt wo es Tee und Kaffee gibt und natürlich auch der Bierkühlschrank ist nicht weit. Egal was wir wollen, wir sollen uns bedienen. „Fühlt euch wie zu Hause und falls ihr ein Zimmer wollt oder bei uns duschen möchtet: niet problem“, versichert uns Dr. Gogi, der Tierarzt im Dorf.

Der Tisch ist gedeckt mit reichlich leckeren Speisen und die Wein Karaffen sind randvoll. Einer der Georgier wird zum „Tamada“ (Tischführer) ernannt. Er erhebt sich und gibt den ersten Trinkspruch zum Besten. Elena, die jüngste am Tisch, spricht perfektes Englisch und übersetzt uns alles. Anschließend muss jeder trinken, am besten das Weinglas leeren. Das wiederholt sich alle fünf Minuten, bis wir nicht mehr können und total fertig aber glücklich ins Bett fallen.

Die nächsten zwei Tage werden wir von morgens bis abends köstlich bewirtet und natürlich gibt es immer Wein dazu. Zwischendurch habe ich die Chance endlich mal wieder auf einem Pferd zu sitzen und die herrliche Landschaft reitend zu erkunden.

Zwei Tage später ist dann das eigentliche Fest: Maria Himmelfahrt. Dafür soll extra ein Schaf geschlachtet werden. Flo übernimmt diese Aufgabe gerne. Nachmittags sitzen wir dann an einem reich gedeckten Tisch, genießen nochmals die georgische Herzlichkeit und natürlich sehr viel Wein.

Am nächsten Morgen verabschieden wir uns von unseren neuen Freunden. Wir wären gerne noch länger geblieben, hätte der Internetempfang zum Arbeiten ausgereicht. Unsere Leber dagegen war vermutlich heilfroh über die schlechte Verbindung…

Dieses Abenteuer und die Herzlichkeit der Menschen werden wir vermutlich nie vergessen. Wir sind als Fremde gekommen und waren sofort Freunde. Egal ob Essen, Trinken, die Waschmaschine, eine Dusche oder sogar ein Pferd, wir haben alles bekommen und es wurde nie nach einer Gegenleistung gefragt. Nächstes Jahr sollen wir wieder kommen und am besten noch viele weitere Freunde mitbringen, hieß es zum Abschied.

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Georgien-Abano

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