Der Hügel der Kreuze

Für uns war dieser Ort etwas Besonderes. Erst kommt man an und ist von der Anzahl der Kreuze beeindruckt. Obwohl man zu beginn höchstens einen kleinen Teil von dem ganzen Ausmaß erfassen kann. Je näher man kommt, je höher man die Stufen steigt, umso mehr wird einem die Menge an Kreuze bewusst. Wenn dann noch ein Wind geht und die ganzen Rosenkränze an die eisernen Kreuze schlagen entstehen Töne die eine mystische Stimmung hervorrufen. Es ist nicht nur ein Hügel voller Kreuze, es ist ein Ort der etwas ausstrahlt. Je länger man dort ist, umso mehr spürt man die Magie.

Aber was genau ist der Hügel der Kreuze eigentlich?

Hier kommen Pilger aus aller Welt um Kreuze aufstellen, entweder aus Dank oder auch um einen Wunsch zu äußern. Hauptsächlich kommen Menschen zu Hochzeiten, Geburten oder an Ostern an diesen Ort.

Wie ist der Hügel entstanden?

Bereits im Mittelalter soll hier eine Burg gestanden haben und der Hügel diente als Gebets- und Opferstelle. Die Burg selbst soll 1348 von Kreuzrittern zerstört worden sein. Und die Zerstörungen an diesem Hügel ziehen sich durch die ganze Geschichte. Dazu später mehr. Um den Hügel gibt es zwei Legenden, die erste besagt: Ein Vater hatte eine kranke Tochter, im Traum erschien ihm eine Frau, die ihm befahl auf dem Hügel ein Kreuz zu errichten. Als der Mann das tat und wieder nach Hause kam, war die Tochter gesund. Die zweite Legende: Ein Fürst aus Vilnius hatte einen Gerichtstermin in Riga und schwor, sollte er gewinnen, errichtet er ein Kreuz auf dem Hügel. Und natürlich hat er gewonnen.

Jetzt zu den Fakten:

In Litauen gab es 1830 sowie 1863 Aufstände gegen das russische Regime, dabei wurden viele getötet und die Angehörigen wussten nicht wo die Leichen waren, sie begannen für die Getöteten Kreuze auf dem Berg aufzustellen. Eine andere Überlieferung sagt auch, dass die Aufständischen auf dem Berg hingerichtet wurden.

Nachdem die Sowjetunion 1940 Litauen okkupiert hatte, wurden mehr als 100.000 Litauer nach Sibirien in Straf- und Arbeitslager gebracht. Zu der Zeit standen rund 400 Kreuze auf dem Berg. Nach Stalins Tod, 1953 kamen die Überlebenden nach und nach wieder zurück und stellten sofort Kreuze für die Verstorbenen auf. Dadurch wurde der Hügel nach und nach auch ein politisches Symbol gegen die Herrschaft der Sowjets. Das war dem kommunistischen Regime natürlich zunehmend ein Dorn im Auge und 1961 wurde der komplette Hügel zerstört und die Kreuze verbrannt. Die Menschen errichteten immer wieder neue Kreuze und das Regime zerstörte sie wieder. Das passierte 1973, 74 und 75. Die Zerstörungen blieben jedoch erfolglos, da immer wieder neue Kreuze aufgestellt wurden, wodurch der Berg mehr und mehr ein Symbol des Widerstands wurde. 1990 haben Studenten versucht die Zahl der Kreuze zu zählen, bei 50.000 gaben sie auf. Wobei die ganzen Rosenkränze und Anhänger an den größeren Kreuzen gar nicht mitgezählt wurden. Die Anzahl der Kreuze wächst von Tag zu Tag und es sind mittlerweile unfassbar viele.

1993 besuchte Pabst Johannes Paul II den Kreuzhügel und hielt dort eine Messe, seitdem gilt der Hügel der Kreuze als heiliger Ort für Christen und Jahr für Jahr kommen Pilger aus aller Welt, die dort ihre Kreuze aufstellen.

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Hügel der Kreuze

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