Als der Koffer nun runderhum, abgesehen vom Boden, verschlossen war, haben wir die zukünftigen Wände innen mit Holzrahmen versehen. Einmal natürlich als tragende Rahmen für Fenster, Tür und Klappen und dann auch ringsherum, um später daran Möbel und Hängeschränke festschrauben zu können. Das Kantholz haben wir ebenfalls wieder verklebt. Nur fürs Holz benötigte man einen anderen Primer, ansonsten war die Prozedur genau dieselbe.
Als das soweit erledigt war, ging es an das Dämmen der Kabine. Geplant ist unsere Tour in verschiedenen Regionen, auch ziemlich kalte Gegenden, wie zum Beispiel in Russland, sind dabei. Daher war uns von Anfang an auch wichtig die Kabine gut gedämmt zu bekommen. Wir haben uns bei Wänden, Decke und Boden für 50 mm starke PIR-Platten von Kingspan entschieden. Die Teile mussten erstmal auf die richtige Größe zugeschnitten werden und dann im Koffer auf die Aluplatten verklebet werden. Auch hier haben wir einen speziellen Kleber von Sikaflex verwendet. Zum Glück musste hier nichts vorher geprimert werden, sondern nur die kurze Ablüftzeit beachtet werden. Das Dach mit den vielen Streben war etwas Puzzlearbeit, der Rest ging dafür recht schnell. Als Dach und Wände fertig waren, haben wir uns zu guter Letzt dem Boden gewidmet. Nachdem unser Boden inklusive der Dämmplatten fertig war, wollten wir so schnell wie möglich einen festen Untergrund als Fußboden haben, damit wir wieder problemlos darauf laufen konnten. Wir haben uns im Bauhaus schnell ein paar OSB-Platten besorgt und diese verlegt. So allmählich nahm der Innenraum schon richtig Gestalt an.
Die nächste, große Baustelle war der Kantenschutz. Um den selbstgebauten Koffer beim TÜV genehmigt zu bekommen, müssen die Ecken rundherum etwas abgerundet werden. Doch genau das zu finden, was wir uns vorgestellt hatten, war gar nicht so leicht oder weit eines preislich vorstellbaren Rahmens. Doch wir wären nicht wir, hätten wir dafür nicht auch eine Lösung gefunden. Beim Schlosser des Vertrauens haben wir wieder Alubleche bestellt und passend zugeschnitten. Bei einem weiteren bekannten Schlosser konnten wir diese auf einer Schwenkbank dann zu einem Kantenschutz formen, der sich sehen lassen konnte. Er war dann auch noch so freundlich uns aus dem bereits geformten Kantenschutzteilen Eck-Abschlüsse mit dem WIG-Schweißgerät zu schweißen. Wir mussten diese zuhause lediglich noch glatt schleifen.
Um dann den Kantenschutz rundherum anbringen zu können musste der Koffer erstmal ein paar Zentimeter höhergelegt werden. Denn bis dahin stand er noch am Rand auf Holz und so hätten wir den Kantenschutz nicht auf die unteren Außenkanten bekommen. Anschließend haben wir alle Bleche an den Kanten nochmal sauber gerade geschliffen. Und dann kam wieder die bekannte Prozedur mit putzen, primern und kleben. Nach einem weiteren guten Tag Arbeit war unser Wohnkoffer von außen nun ganz chic und bereit für seine neue Farbe. Auch beim Koffer haben wir uns für den Protector Lack von Mipa entschieden (mehr dazu könnt ihr hier lesen: Simba-Umbau-03). Doch bevor alles braun werden konnte, musste er vollständig grundiert werden (zuvor bei der Fahrerkabine betraf das ja nur die neue Rückwand). Erst ab dem zweiten Anstrich kam die eigentliche Farbe drauf. Die Fahrerkabine hatten wir mit einer Druckbecherpistole komplett gespritzt, aber da diese nicht mehr zuverlässig arbeitete, haben wir dieses Mal uns für das Walzen entschieden. Optisch ist die Struktur leicht feiner geworden, dafür haben wir nur grob die Hälfte an Lack benötigt. Micha hatte das alles an einem langen, langen, langen Arbeitstag vollbracht - ganze 44m² erst grundieren, eine Stunde trocknen lassen, dann ein erstes Mal in Braun walzen, antrocknen lassen und ein zweites Mal in Braun walzen. Dazwischen etwa 10-12 Mal jeweils einen Liter von dem Protector Lack von Hand schütteln, um Deckfarbe und Härter mit Protector zu vermischen. Das Bier hatte er sich redlich am Abend verdient!
Während unsere Kabine in Ruhe trocknen konnte, haben wir uns Gedanken um die Hochzeit von Fahrzeug und Wohnkoffer gemacht sowie um noch fehlendes Zubehör zu kümmern. Hierfür brauchten wir noch ein paar Halterungen für die Federn. Und wie das eben so ist bei einem kompletten Eigenbau, mussten auch diese selbst hergestellt werden. Flachstahl schneiden, schleifen, schweißen, nochmal schleifen, Löcher bohren, streichen und „schon“ (12 Stunden später) waren auch die letzten Halterungen fertig. Jetzt konnte der Wohnkoffer und Simba endlich verheiratet werden. Doch wie hebt man eigentlich einen etwa 600kg schweren Wohnkoffer in einem 4m hohen Carport an, wenn kein luxuriöser Kran zur Verfügung steht?! Zuerst haben wir ihn auf massive Holzbalken umgesetzt, die länger waren als das Carport breit. Und dann Zentimeter für Zentimeter unter massiver Sicherung mittels Schraubzwingen und einer Menge Bauholz mit Stockwinden angehoben, bis er etwa 1,50m hoch in der Luft schwebte. Wenn man weiß, was man tut, kann man alles machen - aber wirklich nur, wenn man weiß, was man tut... an dem Tag wurden wir unserem Profilnamen definitiv gerecht! Dann war es endlich soweit und Simba wurde mit viel Fingerspitzengefühl in die richtige Position gefahren, bevor der Koffer Zentimeter für Zentimeter wieder abgelassen wurde. Dank der tatkräftigen Hilfe von Dieter, Jörg und Markus haben wir es am Ende des Tages geschafft und der Koffer saß auf dem Zwichenrahmen. Nur die Löcher für die Schrauben wollten nicht mehr genau übereinstimmen. Wir hatten irgendwann eine kleine Korrektur vom Rahmen vorgenommen, jedoch die Löcher völlig vergessen. Mit dem richtigen Werkzeug hieß es dann: auffräsen. So wenig wie möglich und so viel wie nötig. Gesagt, getan und einige Stunden später konnte dann die letzte Schraube reingedreht werden.
Noch einmal schlafen und es war so weit, wir konnten unseren Simba überführen. Falls du dich jetzt frägst: überführen, warum und wohin? In den letzten Monaten gab es nicht nur einen riesengroßen Fortschritt an unserem Expeditionsmobil, sondern auch bei uns gab es große Veränderungen. Unsere alte Wohnung in Ulm hatten wir aufgelöst, einiges verkauft, einen Teil bei den Eltern eingelagert und nur das Nötigste in unsere Übergangswohnung mitgenommen, die praktischerweise ganz in der Nähe von Bettys Eltern liegt. Und genau dort durfte Simba noch eine Weile parken. Somit wurden aus den 260km Fahrt zu Simba, die wir bis dahin stets gependelt waren, nun grob 1000 Meter, was eine enorme Erleichterung brachte. Die Zeit in Fulda war grandios und dank der fachkundigen Hilfe von Michas Familie lief unser Umbau bis zu diesem Zeitpunkt sehr gut und schnell. Da die Entfernung jedoch nicht immer ganz einfach war, haben wir nach einer Möglichkeit gesucht, Simba direkt bei uns zu haben. Auch waren der Großteil der "schweren" Arbeiten erledigt und es stand der Innenausbau an, bei dem wir uns sicher waren ihn bestens in Dischingen meistern zu können. Die Fahrt vom hessischen Ahlersbach ins schwäbische Dischingen verlief sehr gut, bis wir die Autobahn verlassen haben. Dann plötzlich hatten wir Probleme mit einem Dieseltank, es wurde uns also sicher nicht langweilig...
Außerdem waren die Wochen dieses Zeitraums für uns mehr als aufregend. Denn nicht nur der Umzug und die Überfahrt standen an, sondern auch die komplette Jobaufgabe, es gab neue Ideen und ein Businessplan wurde geschrieben. Betty durfte nun auch offiziell mit Simba fahren, nachdem sie ihren LKW-Führerschein bestanden hatte. Und das schönste Ereignis in dieser Zeit war mit Abstand unsere eigene Hochzeit. Denn wenn man jetzt schon ein verheiratetes Fahrzeug hatte, wollten wir dem nicht nachstehen.
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