Schon die Einreise in unser 14. Reiseland war spannend. Erste Passkontrolle und Fahrzeugkontrolle und direkt wurde uns gesagt, dass wir uns trennen müssen. Der Fahrzeughalter, welcher ich bin, muss mit dem Fahrzeug rüber, Micha zu Fuß. Und das wo ich schon ewig nicht mehr gefahren bin…
Am Ende ging alles gut, alle waren extrem hilfsbereit. Zum Beispiel, wenn ich es aufgrund meiner Größe, also eher fehlender Größe, nicht schaffte unsere „Wohnungstüre“ zu öffnen. Oder wenn ich die Leiter nicht allein herausgewuchtet bekam, war immer einer der freundlichen Grenzbeamten zur Stelle. Keine 30 Minuten später waren wir wieder vereint und konnten die ersten Meter auf Georgischen Boden zurücklegen.
In der Türkei waren die Straßen gut ausgebaut, in Georgien befanden wir uns hinter der Grenze auf einer löchrigen Schotterpiste. Für 30 km sollten wir über eine Stunde benötigen, laut Navi. Am Ende haben wir es in rund 1,5 Stunden geschafft, den Kühen sei Dank. Die Fahrt war an sich jedoch schon ein Abenteuer und wir haben jede Sekunde davon genossen. Zu Beginn stand ein Fuchs selenruhig neben einem alten, verlassenen Haus und begrüßte uns stumm. Weiter ging es durch spannende Bergdörfer mit ihren typischen, schönen Steinhäusern.
An manchen Stellen waren Krater in den Straßen, gefüllt mit Wasser, die es unmöglich machten mit konstanter Geschwindigkeit zu fahren. Ganz langsam tasteten wir uns durch die löchrige Piste. Und dann ging es los mit den LKWs. Fahrer, die wussten, dass sie es heute nicht mehr über die Grenze schaffen, wollten auf einen Rastplatz neben der Straße. Die Schlange der LKWs schien unendlich. Andere Fahrzeuge die in dieselbe Richtung wollten, überholten einfach, fuhren also auf unserer Spur. So wurden aus zwei hundsmiserablen Spuren hin und wieder einfach drei gemacht. Und plötzlich waren auch LKS vor uns und standen.
Auf Nachfrage was los sei, erhielten wir die Antwort, dass ein LKW ein größeres Problem habe, da eine Aufhängung gebrochen war. Um hier einfach vorbei zu fahren, war die Spur zu eng, zumindest für die Straße. Doch zum Glück haben wir ja einen Gelände-truck und konnten so den Stau über eine Wiese umfahren. Die anderen Fahrer schauten erst kurz verdutzt, streckten dann jedoch schnell den Daumen in die Höhe und riefen uns „Super“ zu. So fährt man also in Georgien. Jetzt konnten wir ungehindert zu unserem ersten Ziel kommen, dachten wir zumindest.
Keine zehn Kilometer später hatten wir nämlich hunderte von Kühen vor uns, die sich ihren Weg in den passenden Stall selbst suchten und zwar auf der Straße. Uns blieb nichts anderes übrig als uns langsam zwischen den Kühen durchzudrücken. Mit einem großen LKW aber gar nicht so einfach. Für drei Kilometer zwischen all den Rindviechern brauchten wir mindestens dreißig Minuten. Irgendwann hatten wir dann aber doch unser Ziel erreicht.
Den ersten Abend wollten wir direkt mit georgischen Spezialitäten ausklingen lassen. Eine Bierzapfanlage (kleines Fensterchen in dem man sich Bier in Flaschen abfüllen lassen kann) war unübersehbar, ein Restaurant dagegen schwerer zu finden. Die Einheimischen versuchte uns zwar zu helfen, ihre Angaben waren jedoch nicht sofort zielführend. Und dann begann es auch noch wie aus Eimern zu schütten. Im strömenden Regen erreichten wir endlich ein Restaurant. Erstmal zwei frischgezapfte Bier und zwei Tschatschas (georgischer Tresterbrand) um anzukommen. Zum Essen gab es das traditionelle Badridschani (Mit Walnusspaste gefüllte Auberginen), Khachapuri (ein Brot gefüllt mit Käse) und Chakapuli (Lamm-Eintopf mit grünen Pflaumen angemacht und dazu kommen Koriander, Petersilie und andere Kräuter). Es war mehr als lecker und der perfekte Start in die kulinarische Seite des Landes. Zum Abschied bekamen wir sogar noch eine kleine Flasche leckeren Rotwein geschenkt. Und bezahlt haben wir für unser Ausgiebiges Menü keine 20 Euro.
Am nächsten Tag machten wir uns auf die Suche nach georgischen Sim-Karten mit viel Datenvolumen um anständig arbeiten zu können. Im ersten Shop wurden wir herzlich empfangen. Erstmal sollten wir mit raus kommen um Kaffee mit den Mitarbeitern zu trinken. Dazu gabs für jeden eine kleine Tafel Schokolade. Erst als das Abgehakt war, konnten wir uns unserem eigentlichen Anliegen widmen. Drei Sim-Karten mit unlimitiertem Internet für drei Monate kosteten keine 80 Euro. Micha musste den Mitarbeitern noch viele Fragen zu Kryptowährungen beantworten und in der Zwischenzeit wurde uns ein Tee serviert. Eine Stunde später waren dann die Handys eingerichtet und wir konnten bezahlen.
Nun wollten wir von den zwei hilfsbereiten Männern noch wissen, wo wir Gemüse einkaufen könnten. Einer der Männer kam sofort mit und führte uns auf den nächsten Markt. Er half uns bei der Auswahl, verhandelte mit den Verkäufern und wollte uns am Ende sogar noch zu unserem LKW fahren. Das lehnten wir dankend ab. Bevor wir uns verabschiedeten gab er uns noch seine Handynummer und meinte, dass wir uns jederzeit melden könnten, wenn er uns irgendwie helfen kann. Was für ein herzlicher, lieber und toller Empfang in diesem wunderschönen Land. Wir freuen uns schon jetzt in den kommenden drei Monaten das Land voll und ganz zu erkunden.
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